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Beanregard; 1 die Präparanden-Schulen zu Neudorf
bei Straßburg, Lauterburg. Colmar und St. Avold.
Elementarschulen finden sich in allen Städten und
Dörfern des Landes, dazu kommen noch die Privat-
schulen in verschiedenen Stufen und die weiblichen Lehr-
anstalten: Höhere Töchterschulen und Pensionate.
K unst und W issen sch a ft werden dnrch die
folgenden Anstalten befördert:
1. Durch die Universitäts- und Landesbibliothek
zu Straßburg; die Stadtbibliotheken zu Straßburg,
Colmar, Mülhausen, Metz u. s. w.; die Bibliotheken
aller höheren Lehranstalten und eine große Anzahl
Gemeinde- und Pfarrei-Bibliotheken.
2. Durch die naturwissenschaftlichen Sammlungen
zu Straßburg, Colmar und Metz.
3. Durch mehrere Gesellschaften für Kunst und
Wissenschaft und durch verschiedene Gemälde- und
Altertümer-Sammlnngen.
4. Durch die Kunstgewerbeschule und das Kunst-
gewerbemuseum zu Straßburg.
Post- und Telegraphen Wesen. Es giebt im
Lande zwei Oberpostdirektionen : Straßbnrg und Metz,
denen Postämter I., Ii. und Iii. Ordnung und zahl-
reiche Postagenturen untergestellt sind, die Telegraphen-
ämter sind den Postämtern, außer in Mülhausen,
Straßburg und Metz, beigesellt. Die Länge des
Telegraphennetzes betrug 1882 1015 km.
1 Die katholischen Lehrerinnen (Lehrschwestern) werden
größtenteils im Kloster zu Rappoltsweüer gebildet.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
41
c) Das Diakonissenhaus zu Straßburg.
6) Tie evangelische Privat-Armen-An-
stalt und die Gesellschaft der Arin en fr eun d e zu
Straßburg.
6) Die Societe fraternelle für die Armen der refor^
mierten Kirche zu Metz, gegründet 1840.
f) Die Unter st ützungs-Gesellschaftenfür
Israeliten zustraßburg und M e tz und das
Hospiz Elisa für israelitische Greise Zu Straßburg.
g) Für die Erziehung armer, verlassener oder ver-
waister Kinder sorgen:
Die Waisenhäuser zu Straßburg, Colmar, Mül-
hausen und Metz;
Die katholischen Knaben-Anstalten zu Schiltigheim
und aus dem Willerhof, bei Schlettstadt;
Die katholischen Mädchen-Anstalten auf dem Neuhof
und Nendorf, bei Straßburg;
Die protestantische Anstalt für beide Geschlechter
auf dem Neuhof;
Die Blessigstistung und mehrere Versorgungs-Ver-
eine an verschiedenen Orten, welche arme Kinder in
Familien unterzubringen suchen und für dieselben
sorgen, bis sie ihr Brot verdienen können;
Endlich das israelitische Waisenhans und die Schule -
für Künste und Handwerker.
h) Die Taubstummen-Anstalten zu Straßburg und
in der Rnprechtsau, zu Gebweiler und zu Metz, und
die Blinden-Anstalt zu Jllzach.
i) Die Jrrewanstalten zu Stephansfeld bei Bru-
math (mit Filiale in Hördt) und zu Saargemünd.
-— __________
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
25
13. Das Breufch- oder Schirmecker Thal,
dessen innerer Teil das Steinthal genannt. wird.
Dieses ist jener .merkwürdige Schauplatz des fast sech-
zigjährigen, wunderbar gesegneten Wirkens des be-
rühmten Pfarrers Oberlin.1 Es hat seineu Nameu
von dem alten Schlosse Stein, welches über Belle-
sosse hervorragt. Das Steinthal besteht aus 8 Dörfern:
Rothau, Nenweiler, Wildersbach, Solbach, Urbach
(Fouday), Waldersbach, Bellefosse und Schönberg
(öelmont), nebst vier Weilern und einigen Meier-
Höfen.
Das Steinthal und das Schirmecker Thal werden
durch die B r e u s ch bewässert, welche oberhalb Saales,
am Fuße des Wiubergs (Climont), entspringt. Zuerst
fließt sie in nordöstlicher Richtung nach Rothau und
Schirmeck, wendet sich dann allmählich nach Osten,
nimmt bei Urmatt die Hasel und deren Zufluß, die
Nideck, auf und durchschneidet das ganze Thal bis
nach Mutzig, wo sie sich in zwei Arme teilt; der
linke, welcher den Hauptstrom bildet, bewässert
Mols he im; der rechte fließt bei Dorlisheim, Altorf,
Düttleuheim und Düppigheim vorbei; beide Arme
vereinigen sich unterhalb Haugenbieten und bilden
wieder die eigentliche Arensch, welche, nachdem sie
1 Joh. Friede. Oberlin wurde im Jahr 1740 zu Straß'
bürg geboren. (Gest. 1826.) Im Jahre 1767 kam er als
Pfarrer nach Waldbach (Waldersbach), wo er 59 Jahre
— nach dem Ausdruck des Präfekten des Niederrheins,
Lezay- Marnefia — die „Vorsehung des Stein-
thales" war.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
40
ihren Sitz in Straßburg, Colmar und Metz haben,
verwaltet.
B. W o h l t h ä t i g k e i t s - A n st a l t e n.
Außer den Spitälern (117 an der Zahl),- welche
in allen Städten vorhanden sind, bestehen mehrere
Stiftungen und Privatanstalten zur Unterstützung der
Armen und Kranken und zur Erziehung armer ver-
waister oder verwahrloster Kinder.
Die älteste. aller dieser Anstalten ist die Stiftung
von St. Marx zu Straßburg, wo schon im Jahre
1523 die Einkünfte mehrerer Stiftungen vereinigt
worden sind, um Arme und Gebrechliche mit Geld,
Brot und Arzneien zu unterstütze».
Unter den Stiftungen der neueren Zeit bezeichnen wir:
a) Di e Anstalten des Ordens der Barm-
herzigen Schwestern, Allerheiligen, St.
Barbara und heil. Maria, zu Straßburg, mit
vielen Filialniederlassungen im Lande.
b) Die Anstalt der Schwestern des göttlichen
Erlöfers, zu Niederbronn, gleichfalls mit zahlreichen
Filialniederlassungen; das Z u f l u ch t s h a u s zum
„Guten Hirteu" in der Ruprechtsau, bei Straßburg;
die Anstalten der Gesellschaft von St. Bincenz von
Paula, von St. Joseph u. s. w.; die Anstalten des
Ceuvre de Notre-Dame de l'esperance, die So-
ciete de Saint - Franpois Regis, Forphelinat de
Saint-Vincent de Paule it. f. w. zu Metz; die Creche
von Reimlly, die Societe alimentaire d'ars-sur-
Moselle u. f. w.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Extrahierte Personennamen: Barbara Maria Maria Bincenz_von
Paula Joseph Paule
62
Schöne Kirche St. Leodeaar aus dem 12., sowie
die Unterkirche im Zopfstil aus dem 18. Jahrhun-
dert. Altes Stadthaus.
In der Stadt befindet sich ein Gymnasium und
eine Taubstummenschule.
Diese Stadt, die zu den gewerbreichsten des
Elsaß gehört, hat Werkstätten für Maschinenbau,
Spinnereien, Baumwollwebereieu, Seideubänder-,
Leinwand- und Tuchfabriken. 3 km aufwärts im Thale
liegt das gewerbreicbe Dorf Buhl (3100 Eiuw.), sehr
bedeutende Wollspinnerei und -Weberei, Watten-
und Baumwollenspinnereien und Webereien. Bahn-
station. In einem Seitenthale die alte Benediktiner-
abtei M Urbach, der Gebweiler feine Gründung
verdankt. Lantenbach (2100 Einw.), mit schöner
romanischer Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Bahn-
station. Gegenüber, jenseits der Lauch, liegt Lauten-
b ach-Zell (1440 Eiuw.).
2. Ensisheim (2700 Einw.), zwischen der Jll
und dem aus derselben abgeleiteten Bewässerungs-
kanäle Quatelbach und an der Straße von Colmar
nach Basel, 14 km südöstlich von Gebweiler. Früher
Hauptort der österreichischen Besitzungen im Elsaß.
Die bemerkenswertesten Gebäude siud: die Pfarr-
kirche von St. Martin, das Rathaus, in dem der
berühmte Meteorstein, niedergefallen am 7. November
1492 zu Ensisheim, aufbewahrt wird, und das Zucht-
haus für Männer.
- Ensisheim hat eine Baumwollspinnerei und -Weberei;
auch werden Quineailleriewaren und Strohhüte
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
Johann Calvin.
75
innern. Johann Calvin war 1509 in Noyon in Frankreich geboren. Sein Vater, ein angesehener Mann, erzog ihn mit äußerster Strenge und bildete wohl dadurch den Eigensinn und die Härte des Gemüths aus, die wir nachher bei ihm wahrnehmen. Seine innige Religiosität verdankte er vorzüglich seiner frommen Mutter, die ihn schon als kleines Kind zu ihm, dem Unsichtbaren hinleitete. Schon auf der Schule zeichnete et sich durch Fleiß und Kenntnisse aus, und er war erst 18 Jahr alt, als er schon eine Pfarrstelle erhielt. Wie die andern Reformatoren, so wurde auch er durch die Kenntniß der Bibel zum evangelischen Glauben geführt. Nachdem er in ihr aufmerksam gelesen und von der Lehre Zwingli's viel gehört hatte, fing er an zu zweifeln, ob es wohl mit den Lehren der römischen Kirche seine Richtigkeit habe. Anfangs wurde es ihm schwer, sich von den Vorurtheileu, die ihm der Jugendunterricht beigebracht hatte, loszumachen. Endlich überzeugte er sich von ihrer Falschheit, und nun ergriff er die neue, oder vielmehr altchriftliche Lehre mit der ganzen Kraft der innigsten Ueberzeugung. Seine Gewissenhaftigkeit erlaubte ihm nun nicht länger, seine Psarrstelle zu behalten; er legte sie nieder und ergriff das Studium der Rechte. So große Fortschritte er darin auch machte, weil er alles, was er trieb, mit Verstand und Eifer anfing, so zog ihn doch bald der Gedanke, die aus der Bibel geschöpften Wahrheiten des Evangeliums unter den bisher durch das Papstthum verblendeten Menschen zu verbreiten, noch mehr an. Er predigte und fand ausnehmenden Beifall. Das trieb ihn noch mehr an, seinen Entschluß auszuführen, und nun trat er ganz zu der Lehre Zwingli's, die in Frankreich schon viele Verehrer gefunden hatte, über. Da aber der König von Frankreich, Franz I., die Evangelischen verfolgte, so sah sich auch Calvin genöthigt, das Reich zu verlassen. Er wandte sich nach Basel, und als er auf seiner Reise in Genf bewogen wurde, zu predigen, fand er so ungeheuern Beifall, daß man ihn nicht mehr wegließ, und er eine Predigerstelle annehmen mußte. Mit der größten Thätigkeit nahm er sich nun hier seiner Kirche an; aber seine Herrschsucht und Rechthaberei zog ihm viele Feinde zu, so daß noch keine zwei Jahre vergangen waren, als der Magistrat ihn schon aus der Stadt wies. Kaum hörte man davon in Straßburg, als man den nun schon berühmten Mann als Professor und Prediger berief. Hier heirathete er auch, blieb aber nur drei Jahre da; denn in Genf hatte sich indessen die Stimmung geändert: seine Freunde im Magistrat hatten die Oberhand gewonnen und baten
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Calvin Johann Johann_Calvin Johann Franz_I. Franz_I. Calvin
Extrahierte Ortsnamen: Noyon Frankreich Frankreich Frankreich Basel Genf Straßburg Genf
4
Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation.
Freund Alexius wurde in einer Nacht erstochen; von wem und warum, wird nicht erzählt, und bald darauf schlug ein heftiger Blitzstrahl, als er einst von einer Ferienreise zu den Aeltern nach Erfurt zurückkehrte, so dicht neben ihm in die Erde nieder, daß er lange ganz betäubt davon war.*) Beides, der Verlust seines Freundes und die wunderbare Errettung aus der Todesgefahr, wirkten so tief auf sein krankes Gemüth, daß er, die Welt zu verlassen, sich fest vornahm. Er wollte nun seine Seele ganz Gott und der Kirche weihen; denn er glaubte, so wolle es Gott. Noch einmal lud er seine liebsten Freunde zu sich ein, gab ihnen, ohne ein Wörtchen von seinem Plane fallen zu lassen, einen kleinen Abschiedsschmaus, ging noch in derselben Nacht nach dem Augustinerkloster in Erfurt und ließ sich hier einkleiden (1505). Seinem Vater schickte er seine weltlichen Kleider und seinen Magisterring mit einem Briefe, in welchem er ihm seine Gründe auseinandersetzte. Der alte Mann, der gehofft hatte, sein Martin sollte einmal ein gewandter Rechtsgelehrter werden und dann ihn und die Mutter im Alter unterstützen, bedurfte lange Zeit, ehe er sich in den veränderten Entschluß fand, konnte aber endlich nicht umhin, den Gründen seines Sohnes Recht zu geben.
Im Kloster nun ging es dem armen Luther gar traurig. Während seines Probejahres wurden ihm die allerdrückendsten Geschäfte aufgebürdet. Er mußte die allerniedrigsten Dienste verrichten: die Kirche ausfegen, die Thüren auf- und zuschließen, die Thurmuhr aufziehen, die Unreinigkeiten des Klosters austragen, ja sogar mit dem Bettelsacke auf dem Rücken in Erfurt umherlaufen, um Brot, Getreide, Eier, Fische, Fleisch und Geld zusammenzubetteln (denn der Orden der Augustiner war ein Bettelorden), und dies war ihm um so empfindlicher, da ihn in Erfurt jedermann kannte und nicht selten die Leute mit Fingern auf ihn zeigten. Aber alles erträgt der Mensch leicht, wenn er die feste Ueberzeugung hat, daß Gott es so haben wolle, und diese Gewißheit hatte der fromme Luther. Hatte er nur irgend Zeit, so saß er über der Bibel, um immer besser den Willen Gottes kennen zu lernen. Dabei mußte er oft hören, wie die Mönche ihm vorwarfen, man müsse nicht mit Studiren, sondern mit Einsammeln
*) Gewöhnlich wird erzählt, Alexius sei auf einem Spaziergange neben ihm vom Blitze erschlagen worden; allein die Erzählung, wie sie im Texte steht, ist die wahrscheinlichere.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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Luthers Rückkehr nach Wittenberg.
25
Amtskleid der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem bloßen Zufalle ab. Der Kursürst nämlich pflegte Lnthern zu seiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hostracht war; und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Noch einen stärkern Schritt that Luther 1525, sich von dem Mönchsstande ganz loszusagen. Er heirathete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhiu Nonne gewesen war, und lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an dieselben beweisen, die wir noch übrig haben.*) Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, wie die Prediger und Schullehrer beschaffen wären. Da fanden sie zu ihrer Verwunderung eine ganz entsetzliche Unwissenheit; wie konnte es auch anders sein, da diese Leute zum Theil ohne guten Unterricht aufgewachsen waren? Das bewog Lnthern, seinen großen und kleinen Katechismus zu schreiben, damit die Leute doch etwas hätten, wonach sie das arme Volk und die Kinder unterweisen könnten.
Daß diese neuen Einrichtungen so ganz ruhig abgegangen wären, muß nur niemand glauben. Wirklich hatten auf Betrieb eines päpstlichen Legaten der Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand, die Herzöge von Baiern und die meisten Bischöfe Süddeutschlands (1524) ein Bündniß in Regensburg geschlossen, die katholische Lehre ausrecht zu erhalten. Die katholischen Geistlichen machten Lnthern und den Anhängern seiner Reformation gar viel zu schaffen, indem sie bald ihnen drohten, bald bei jeder Gelegenheit sie neckten, so daß diejenigen Fürsten, die sich zur neuen Lehre
*) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sie hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu; sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie die Abzehrung bekam, an welcher sie am 20. December 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben.
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Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Melanchthon Ferdinand Ferdinand Katharina Luther
74
Neue Geschichte. 1. Periode. Schweiz.
an demselben Tage geviertheilt und verbrannt; aber sein Andenken und seine Lehre vermochten seine Feinde nicht zu tilgen. *) Anna Reinhard, Zwingli's Wittwe, war eine der wackersten Frauen ihrer Zeit. Sie verband mit seltener weiblicher Anmuth ein edles, feinfühlendes Gemüth. Ihren ersten Mann verlor sie früh. Sie lebte als Wittwe mit ihren Kindern sehr eingezogen in Zürich und war eine der ersten, die sich der durch Zwingli verkündeten evangelischen Lehre zuwandte. Ihre Frömmigkeit, Bescheidenheit und Mnttertreue blieb ihm nicht unbekannt, und da ihr Sohn, ein höchst talentvoller Jüngling, Zwingli's liebster Schüler war und er ihn wie seinen Pflegesohn ansah, so wurden dadurch Anna und Zwingli einander näher gebracht. Ihre Vermählung war 1524, als Anna bereits 37 Jahre zählte. Hatte sie schon vorher eingezogen gelebt, so entsagte sie nun allem kostbaren Schmucke, trug sich ganz einfach, half ihrem Gatten, so viel sie vermochte, in seinen Berufsarbeiten und erheiterte seinen Geist in trüben Stunden. Sie nahm ihm manchen lästigen Besuch ab, stand ihm mit ihrem Rathe bei, besuchte die Kranken und war eine Zuflucht der Armen; kein Wunder, daß sie bei Hohen und Niederen in allgemeiner Achtung stand. Am Tage, der Schlacht bei Cappel, zu welcher außer ihrem Gatten auch ihr geliebter ältester Sohn und mehrere andere Verwandte ausgezogen waren, fand sie beim Hall der fernen Schüsse im. inbrünstigen Gebete allein Trost. Endlich kam die Trauerpost: Zwingli ist gefallen, mit ihm ihr Sohn, ihr Bruder, ihr Tochtermann und ihr Schwager. Fünffach verwaist, hielt dennoch ihr inniges Vertrauen auf Gott sie aufrecht, und gerade der Hinblick auf ihre verlassenen Kleinen gab ihr den festen Muth, Gott werde sich ihrer annehmen. Aus der Nähe und Ferne bezeigte man ihr die innigste Theilnahme; sie aber entsagte nun jedem Umgange mit der Welt, und lebte einzig und allein ihren Kindern und den von ihrem Sohn hinterlassenen Waisen. Der Nachfolger Zwingli's nahm sie und die Ihrigen in sein Haus auf, und als sie sieben Jahre nach ihrem Gatten starb, wurde der brave Mann (Bullinger war sein Name) der Pfleger und Versorger der verlassenen Kleinen.
Wenn wir den sanften Zwingli mit dem menschenfreundlichen Melanchthon vergleichen können, so finden wir dagegen in der Charakterstärke und Heftigkeit Calvins manche Züge, die uns an Luther er-
*) An der Stelle, wo er gefallen ist, steht ein Denkstein, dicht an der Landstraße.
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Extrahierte Personennamen: Anna_Reinhard Anna Zwingli Anna Cappel Bullinger Calvins
Frau von Maintenon.
253
jedesmal beruhigter und, was noch mehr sagen will, gebesserter wegging, weil sie nach und nach sein Herz vom Leichtsinne zur Religion zurückzuführen verstand. Zuletzt wurde ihm die Frau so unentbehrlich, daß er sie gar zu heiratheu beschloß, denn er war damals Wittwer. Lonvois lebte noch; ihm eröffnete der König seinen Plan. „Ist es möglich!" rief dieser ganz erschrocken aus, „der größte König auf der Erde will sich so erniedrigen, die Wittwe Scarron zu heirathen?" Er warf sich vor ihm auf die Kniee und beschwor ihn, diesen Schritt nicht zu thun. „Sind Sie närrisch?" fragte der König empfindlich; „stehen Sie auf!" Alles, was Lon-vois erlangte, war, daß Ludwig versprach, die Trauung in der Stille vollziehen zu lassen. Auch wurde sie nicht Königin genannt, obgleich jedermann wußte, daß sie des Königs Frau war und auch königliche Ehre genoß. Er war damals 48, sie 50 Jahre. Täglich besuchte sie der König einige Male, und arbeitete mit seinen Ministern gewöhnlich in ihrem Zimmer. Dann that sie, als wenn sie auf nichts achtete; aber sie hörte sorgfältig zu und ohne ihren Rath geschah nichts. Glücklich fühlte sie sich, trotz ihres großen Einflusses, nicht. In ihren Briefen klagt sie oft über die glänzende Sklaverei. „Welche Marter," sagte sie einst zu einer Freundin, „einen Mann unterhalten zu müssen, welcher der Unterhaltung nicht fähig ist!"
Was der Frau von Maintenon vorzüglich zum Ruhme gereicht, ist die große Wohlthätigkeit, die sie ausübte. Für sich selbst brauchte sie wenig und schlug oft große Summen aus, welche Liü>-wig ihr anbot; aber sie theilte mit vollen Händen Gaben an Unglückliche aus. Von jeher war sie eine große Freundin von Kindern gewesen. Kaum war sie zum Besitze ihrer großen Macht gelangt, als sie auch schon daran dachte, diese Lieblingsbeschäftigung wieder vorzunehmen. Sie stellte dem Könige vor, wie viel arme Fräuleins lebten, die nicht wüßten, wovon sie leben sollten und ganz ohne Erziehung und Unterricht aufwüchsen, und bat ihn, eine solche Erziehungsanstalt zu stiften. Der König willigte gleich ein. In St. Cyr, einem Dorfe unweit Versailles, wo damals der König wohnte, wurde ein prächtiges Haus dazu gebaut und die Anstalt wahrhaft königlich ausgestaltet. Sie selbst entwarf die ganze Einrichtung. Zweihnndertuudfünfzig arme Fräuleins wurden hier von 36 Nonnen bis ins 20. Jahr unterrichtet und erzogen, und wenn sie nachher heiratheten, erhielten sie noch eine Ausstattung von 2000 Thalern. Ihre glücklichsten Stunden brachte sie hier im Kreise dieser jungen Mädchen zu, die mit großer Liebe und Dank-
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: von_Maintenon Wittwer Lonvois Scarron Ludwig Ludwig von_Maintenon